Krätze

Juckreiz, Brennen, gerötete Haut – nicht immer ist es eine Allergie!

“ Ich glaube ich krieg die Krätze “

Ein Sprichwort, welches häufig benutzt wird, wenn etwas kaum noch auszuhalten ist.
Das trifft auf die parasitäre Erkrankung Krätze, auch Scabies genannt, zu.
Der durch die Krätzmilbe verursachte Juckreiz ist so heftig und kaum auszuhalten, dass sich Betroffene häufig solange kratzen, bis die Haut blutet und sich möglicherweise entzündet.

Laut Robert Koch Institut ( RKI ) ist auch in Deutschland die Erkrankung weiter auf dem Vormarsch – Tendenz steigend. Diese stark juckende Infektionskrankheit ist hoch ansteckend, tritt weltweit auf, betrifft jedes Alter und tritt häufig dort auf, wo Menschen über längere Zeit eng zusammen leben oder medizinisch versorgt werden. Eine Erkrankung an Krätze ist meldepflichtig, d.h. bei einem
Ausbruch in einer Gemeinschaftseinrichtung darf diese nicht mehr besucht werden und das zuständige Gesundheitsamt muss informiert werden.

Krätze Hand

Erreger

Die Krätzmilbe zählt zu den Spinnentieren und ist ca. 0,3 – 0,5 mm groß.
Sie ist auf den Menschen spezialisiert, eine Übertragung durch Tiere findet nicht statt.

Krätze Blog

Ansteckung

Eine Übertragung der Krätzmilbe geschieht durch längeren (mindestens 5-10 min) , engen

Körperkontakt – eine Umarmung oder auch Händeschütteln gelten als nicht gefährlich.
Ein einzelnes, befruchtetes Weibchen reicht aus, um sich anzustecken.

Die Eingrabungszeit nach erfolgter Übertragung beträgt 20-30 min.

Die Krätzmilbe gräbt tunnelförmige, gebogene Gänge, in die Oberhaut, die von außen nicht sichtbar sind.
Dort legt das Weibchen 1-4 Eier am Tag ab, nach 2-3 Tagen schlüpfen die Larven und schwärmen an die Hautoberfläche aus, dort treffen sie auf männliche Milben, werden befruchtet und
graben sich erneut ein.
Bevorzugt entwickeln sich Krätzmilben an Körperstellen, die gut durchblutet sind und nur eine dünne Hornschicht haben.

Dazu zählen:

  • Handgelenke und Fußknöchel
  • Achsel und Leistengegend
  • Finger- und Zehenzwischenräume
  • Nabelbereich
  • Brustwarzenvorhof
  • Penisschaft und Genitalregion

Der Kopf und das Gesicht ist bei Erwachsenen in der Regel nie,
bei Kindern manchmal betroffen.

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit beträgt 2-5 Wochen, bei einer erneuten Erkrankung nur 1-4 Tage, da eine entsprechende Sensibilisierung durch die Ersterkrankung erfolgt ist.

Symptome

Eine Erkrankung macht sich als allergische Reaktion auf die Ausscheidungsprodukte durch unerträglichen Juckreiz, häufiges Brennen, einen ggf. großflächigen allergisch-entzündlichen          Hautausschlag mit Rötung und Schuppung – bemerkbar.
Diese Symptome sind besonders ausgeprägt in der Nacht, eine Ausnahme besteht bei Diabetikern und Demenzkranken, sie haben eine verminderte Juckreizwahrnehmung, so dass der
Befall erst sehr spät erkannt wird.
In der Regel sind die Milbengänge für das Auge nicht sichtbar, bei einem Verdacht auf eine Erkrankung ist der Arztbesuch für eine gesicherte Diagnose notwendig.
Es erfolgt eine mikroskopische Untersuchung bei einem Hautarzt, bei der die typische Form der Gänge, an deren Ende sich häufig stecknadelgroße Bläschen gebildet haben, leicht zu erkennen ist.

Krätze Jucken

Therapie der Krätze

Einreibungen zum Auftragen auf die Haut (Antiscabiosa): Ziel der Behandlung ist die Abtötung aller Scabiesmilben, Larven und Eier.
Bevor man die Behandlung beginnt ist eine vorherige, gründliche Körperreinigung nötig, sowie das Schneiden der Finger- und Fußnägel.

1. Erste Wahl, laut Leitlinie in der Behandlung der Krätze, sind Einreibungen mit dem Wirkstoff

Permethrin. Die Einreibung wird lückenlos, ab dem Unterkiefer, aufgetragen – Kopf, Gesicht und Schleimhäute bleiben frei. Die notwendige Einwirkzeit beträgt 8-12 Stunden, deshalb empfiehlt sich die Anwendung über Nacht.
Sollte man zwischenzeitlich auf die Toilette gehen, müssen die Hände und Fingerzwischenräume nach dem Händewaschen wieder sorgfältig eingerieben werden.
Am nächsten Morgen kann geduscht und der Körper mit Seife gewaschen werden.
Eine Wiederholungsbehandlung empfiehlt sich nach einer Woche!
Achtung der Wirkstoff ist giftig für Katzen und Reptilien!!

2. Einreibung mit Benzylbenzoat
An drei aufeinanderfolgenden Tagen wird die Einreibung aufgetragen, am 4. Tag kann geduscht werden. Der Wirkstoff kann ggf. Allergien auslösen und die Anwendung ist eher aufwendig.

3. Einreibungen mit Crotamiton
Die Einreibung wird an 3-5 aufeinanderfolgenden Tagen aufgetragen und dann wieder abgewaschen. Die Verträglichkeit und Wirksamkeit ist geringer als bei den vorher genannten Wirkstoffen, dafür wirkt es juckreizhemmend.

Sollten die äußerlichen Einreibungen trotz Wiederholungsbehandlung nicht den gewünschten Erfolg haben kann der Arzt den Wirkstoff Ivermectin verordnen.
Die Tabletten werden einmalig nüchtern oder mit 2h Abstand zum Essen eingenommen, evtl ist eine Wiederholungsbehandlung nach 7 – 15 Tagen erforderlich.
Ein Therapieerfolg kann erst nach 4 Wochen beurteilt werden.
Um einen Ping-Pong Effekt zu vermeiden sollten alle engen Kontaktpersonen mitbehandelt werden, dies gilt für alle genannten Therapieoptionen.
Einrichtungsbesuche sind 24h nach Beendigung der Behandlung wieder möglich.

Empfehlungen laut RKI

  • Schutzkleidung und Handschuhe tragen, wenn man eine an
    Krätze erkrankte Person eincremt.
  • In dem Behandlungszeitraum und die nächsten 4 Tage nach der
    Behandlung täglich Bett- und Körperwäsche, sowie benutzte
    Handtücher wechseln und bei 60° C waschen.
  • Nichtwaschbares mindestens 72h, in einer Plastiktüte bei
    mindestens 21°C, luftdicht verpackt lagern.
  • Polster und Teppiche absaugen, 48h nicht benutzen und den
    Staubsaugerbeutel sofort entsorgen.
  • Es empfiehlt sich bis zu 36h nach der Behandlung auf engen
    Körperkontakt zu verzichten.

Krätze Eincremen

Gut zu wissen!

  • Die Krätzmilbe kann nicht länger als 48h außerhalb der Haut
    überleben.
  • Keine Versuche mit Essig, dieser reizt nur unnötig die Haut!
  • Der Juckreiz kann nach Beendigung der Behandlung noch 2-3 Wochen andauern.
  • Hier können Allergietabletten, juckreizmildernde Lotionen oder der kurzfristige Einsatz von Kortison hilfreich sein.
  • Nach Beendigung der Therapie ist eine milde, feuchtigkeitsspendende Hautpflege von Vorteil, unser Team berät Sie gerne.

Quellen
RKI
Marpinion
Pharmazeutische Zeitung
Draco

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